Diagnostik

Was ist eine psychische Erkrankung?

Psychische Erkrankungen werden in der ICD-10 (Internationale Klassifikation der Krankheiten, 10. Revision) von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert.* Eine psychische Erkrankung ist eine erhebliche Störung des emotionalen Erlebens, des Denkens oder des Verhaltens einer Person, die deutlich von der Norm abweicht. Sie ist mehr als nur eine vorübergehende schlechte Stimmung oder eine nachvollziehbare Reaktion auf ein belastendes Ereignis. Kennzeichnend ist, dass dieser Zustand mit erheblichem persönlichem Leid und/oder einer wesentlichen Beeinträchtigung im sozialen, beruflichen oder familiären Alltag verbunden ist. Die Ursachen dafür sind vielschichtig und umfassen oft eine Kombination aus biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren. Eine professionelle Diagnose und Behandlung können entscheidend dazu beitragen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität wieder zu verbessern.

Welche psychischen Erkrankungen gibt es?

Im ICD-10 und ICD-11 wird eine Vielzahl von psychischen Erkrankungen definiert. Untenstehend finden Sie einige bekannte Störungsbilder.

ADHS

Das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom ist geprägt von Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität

Affektive Erkrankungen

Störungen des Gemüts w.z.B. die Major Depression oder die Bipolare Störung, gekennzeichnet durch Verlust von Freude/ extreme Euphorie, Schlafmangel etc.

Angststörungen

z.B. Spezifische Phobien, Panikattacken, Agoraphobie, Generalisierte Angststörung und Andere.

Autismus-Spektrum-Störung

Störungen in der sozialen Kommunikation, unflexible Verhaltensmuster und Hypersensitivität gegenüber äußeren Reizen

Belastungsstörungen

z.B (Komplexe-) posttraumatische Belastungsstörung oder Anpassungsstörung, ausgelöst durch ein extrem belastendes Ereignis

Neurokognitive Störungen

Beeinträchtigungen der kognitiven Funktionen z.B. durch Schädel-Hirn-Trauma, Schlaganfälle, Alzheimer-Demenz, vaskuläre Demenz usw.

Schizophrenie

Störungen aus dem schizophrenen Formenkreis sind geprägt von Wahnvorstellungen, Halluzinationen, formale Denkstörungen und Ich-Störungen

Störungen der Persönlichkeit

sind gekennzeichnet durch ein Muster von Problemen im emotionalen Erleben, instabilen Beziehungen, Störung des Selbstbildes, Impulsivität und Rigidität

Zwangsstörungen

z.b. ständiges Beschäftigen mit dem eigenen Körperbild, unangenehme zwanghafte Gedanken und Zwangshandlungen

Verstehen, was los ist

Eine treffsichere Diagnostik ist das Fundament jeder erfolgreichen Behandlung. Man kann ein Problem erst dann wirksam lösen, wenn man es in seiner Gänze verstanden hat. Mein Grundsatz lautet: Ohne sorgfältige Diagnostik keine wirksame Behandlung

Ein ganzheitlicher Blick

Der Mensch ist mehr als eine Diagnose. Daher betrachte ich Sie immer als Ganzes:

  • Ihre Psyche: Ihre Gefühle, Gedanken, Verhaltensmuster und bisherigen Lebenserfahrungen.

  • Ihr Körper: Körperliche Beschwerden können mit der Psyche in engem Zusammenhang stehen. Bei Bedarf kann eine ärztliche Abklärung sinnvoll sein.

  • Ihr soziales Umfeld: Beziehungen, Familie und Arbeitssituation spielen eine wesentliche Rolle für unser Wohlbefinden.

Wie läuft eine Diagnostik ab?

Meine Vorgehensweise orientiert sich an den neuesten wissenschaftlichen Standards (S3-Leitlinien), sowie dem ICD-10/ICD-11 und kombiniert verschiedene Bausteine, um ein präzises Bild zu erhalten:

  • Das ausführliche Gespräch (Anamnese): Wir sprechen über Ihr Anliegen und Ihre Lebensgeschichte.

  • Psychologische Testverfahren: Standardisierte und wissenschaftlich anerkannte Fragebögen helfen, Symptome objektiv zu erfassen und einzuordnen.

  • Informationen von Dritten (Fremdanamnese): Manchmal ist es hilfreich, mit Ihrem Einverständnis auch nahestehende Personen oder behandelnde Ärzte in den Prozess einzubeziehen.

Das Ergebnis ist eine fundierte Einschätzung, die uns als gemeinsame Grundlage für die nächsten Schritte dient – sei es eine Beratung, eine Behandlung oder eine Empfehlung für einen anderen Fachbereich.

Quellen

Dilling, H., & Freyberger, H. J. (2019). Taschenführer zur ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen. 9., aktualisierte Auflage entsprechend ICD-10-GMBern: Hogrefe.

Ortner, T., & Kubinger, K. D. (Eds.). (2021). Psychologische Diagnostik in Fallbeispielen. Hogrefe Verlag GmbH & Company KG.

World Health Organization. (aufgerufen am 22.09.2025). International classification of diseases, 11th revision. https://icd.who.int/